Ferienstimmung in der Ankerbucht
Vögel singen aus den Wäldern, Kinder lachen und plantschen am Sandstrand, auf den Veranden hört man Geräusche von Geschirr, manchmal ein Surren von Motorbooten. Es ist Ferienzeit in Norwegen. Ich sitze im Cockpit und beobachte das Treiben, die Sonne scheint unters Cockpitdach, es ist heiss. Bald gibt es Frühstück, eine Rösti, und der Anker wird gelichtet.
Ein tiefenentspanntes Segeln nach einer aufregenden Passage bringt uns am Vortag in diese Bucht. Aufregend ist die Passage bei Fredrikstad. Ein schmales Fahrwasser bei 20kn Wind in den Böen und es geht unter einer Brücke durch mit sehr viel Schiffsverkehr. 28m Durchfahrtshöhe, wir haben 21m. Viele Boote wählen diesen Weg, da die Alternative aussen am Meer viel mehr Seemeilen bedeutet. Wir queren die Brücke eng gefolgt von drei weiteren Segelbooten. Vor uns fährt einer im rechten Winkel, endlich ist er aus dem Weg, da dreht er wieder vor uns durch. Aufregung und volle Konzentration. Wir gehen etwas vom Gas, wobei zu langsam wollen wir nicht werden, denn hinter uns drängt der Verkehr und Boote haben ja bekanntlich keine Bremse. Im letzten Moment verschwindet er von unserer Fahrrichtung. Beim Versuch an der Tankstelle anzulegen, kracht er mit dem Anker voraus in die Pier. Die Crews der angelegten Nachbarboote eilen zur Hilfe. Wir schauen nach vorn, die Passage ist noch nicht vorbei. Strömung versetzt uns seitlich. Als der Seeraum wieder offener wird, setzen wir erneut die Segel.
Es ist angenehm, wenig Schräglage bei gutem Vorwärtskommen. Die Sonne scheint und doch sind am Horizont schon seit dem Morgen Wolken. Eine farbintensive Stimmung: das Grün der Wälder, gelb – grau der Felsen, tiefe Blau des Meeres, weiss – grau sind die Wolken und gold-gelb unser Deck. Die Sonne glitzert auf dem Wasser. Der Wind wird immer weniger, schläft ein. Irgendwie schafft es der Autopilot den Kurs zu halten, also segeln wir ganz gemächlich dahin, trinken Kaffe, lesen und beobachten immer wieder den Seeraum und die Wolkenbilder. An Land scheint sich ein Gewitter zusammenzubrauen. Wir entdecken das Kräuseln auf dem Wasser, der Wind kommt zurück, aber aus 180Grad anderer Richtung. Mit wieder etwas mehr Wind segeln wir weiter bis zur Ankerbucht.
Allen Booten denen wir begegnen winken wir. Die Menschen sind sehr freundlich. Wir teilen uns ein Bier, trinken viel Wasser und geniessen die Sonnenuntergangsstimmung bei bester Musik. Die Häuser in der Bucht schmiegen sich angenehm in die Natur, sind von Bäumen und Felsen umgeben, spielende Kinder, Enten, die mit ihren Jungtieren am Boot vorbei schwimmen. Die Stimmung ist friedlich.